Dienstag, 11. August 2015

73. Etappe, Teil1 Tsarevo - Igneada 11.08.2015

Hallo Leser, in mir steckt der Rest vom Wiederstand gegen die Staatsgewalt, alter Spätachtundsechziger oder Apo-mentalität oder eben......, davon nachher mehr.

Heute war vom Wetterbericht wenig Wind aus Nordost vorher gesagt. Und? Genau so kam es! Vorher hatten wir jedoch noch eine Verabredung mit der Border-Police in Tsarevo zu 10.00 Uhr, um aus der EU auszureisen. Zuerst 30 Lewa für die letzt EU-Nacht beim Hafenmeister hinterlassen. Anschließend kümmern sich etwa 5 Personen gleichzeitig um uns. Beim Zoll ein Formular ausfüllen, in dem wir alles (!!) gestehen - we have nothing to declar. Dann Pässe und Bootspapiere drehen und wenden, über Elektronik nachfragen, ob wir Staatsfeinde sind und dann, da alle Fragen zu einem guten Ende kamen, Formulare stempeln und unterschreiben. Anschließend Revision des Schiffes. Zwei Beamte bemühen sich schnell mal eben überall hereinzuschauen. Wieder nichts, also dürfen wir ins Nirwana entlassen werden. Ca. 10 min. später legen wir ab, Richtung Türkei. Erstaunlich, wir können vor dem Hafen die Maschine schlafen legen und bis auf 5 sm in türkischen Gewässern segeln. Zwischendurch erhalten wir mal wieder eine Stippvisite von Delfinen (haben die eigentlich alle Grenzformalitäten korrekt erledigt?). Sie begleiten uns in türkische Gewässer. Und dann geschieht es!!!! Ich streiche die bulgarische Flagge und setze dafür die türkische Gastlandsflagge. In unseren Unterlagen heißt es, so lange man in Gastgewässern segelt und noch nicht einklariert ist, hat man die Flagge Q zu zeigen. Also für mich logisch, die Q kommt unter die Türkische Flagge! Auf der anderen Seite weht mein Clubstander. Etwa Q unter Clubstander? Aber da habe ich doch schon meine Beiträge gezahlt und darf daher den SpYC als meine Heimat empfinden. Hubert, anders sozialisiert als der fast Apo-Mann Michael (-nicht mal beim Militär gewesen- typisch Westberliner), hält es für höchst verwerflich die gelbe Flagge (Q) unter der Gastlandsflagge zu zeigen. Er findet eine Quelle, die behauptet, die Backbordsaling sei die Richtige für Q. Da hängt mein Stander, leider schon belegt. Es sieht wohl so aus, als ob eine Einreise in die Türkei unmöglich wird. Vielleicht muss ich doch bis nach Griechenland durchfahren? Ach ja, da wäre ja dann auch das Problem. Ob ich mit den Behörden jemals klar komme? Oder darf ich erst wieder in Deutschland von Bord? Sei es drum - der Stander wird nicht gestrichen. Dann erreichen wir Igneada, den ersten richtigen Ort auf türkischem Gebiet. Dort dürfen wir nicht in den Hafen einlaufen (einklarieren nur in Istanbul möglich) können jedoch davor ankern. Wir bevorzugen zu fragen, ob wir hier willkommen sind und dort Ankern dürfen. Also Rückfrage bei der Portcontrol auf Englisch über Funk - Kanal 16. Leider erhalten wir auch nach dem 5. Versuch keine Antwort. Dann ich - schlau! Coast Guard Igneada über Kanal 16 angerufen - mehrfach in Englisch. Keine Antwort. Dann ich - besonders schlau! In unserem Buch über diese Gewässer von Heikell steht eine Telefonnummer der Portcontrol. Also anrufen und fragen ob wir uns vor dem Hafen vor Anker legen dürfen. Gesagt, getan. Es meldet sich eine Stimme auf Türkisch. Ich versuche mich in Englisch, Deutsch, nur so aus Spaß, immer kommt ein türkischer Kommentar. Ich begreife bald, der Andere hält mich hin und dann kommt tatsächlich eine nette weibliche Stimme ans Telefon und entschuldigt sich, dass ihr Englich so schlecht sei. Als sie unser Anliegen begreift, teilt Sie mir eine andere Nummer mit, die ich anrufen soll. Nur diese Nummer war falsch. Also Ankern und abwarten - typisch Apomentalität.

Morgen noch mal eben 60 sm bis zum Eingang des Bosporus und dann noch 12 sm durch Ihn durch bis zur Marina Fenerbahce. Gerade dreht der Wind auf gegenan. Na mal sehen was morgen wird.